Das Withings Thermo

Von der Handhabung und einfachen Nutzung des smarten Fieberthermometer von Withings beziehungsweise jetzt Nokia, dem Thermo, bin ich begeistert, siehe auch den Artikel „Withings Thermo – bequeme Fiebermessung.

Die Ergebnisse der Messungen des Withings Thermo werden auf der Plattform von Withings beziehungsweise mittlerweile Nokia gespeichert und zumindest als Reihe von numerisch angezeigten Messwerten (bislang leider ohne die Darstellung einer grafischen „Fieberkurve“, Stand Sommer 2017) übersichtlich dargestellt.
Bild 1: Das Withings Thermo
Wie aber sieht es bei dieser simplen und bequemen Messmethode – das Gerät wird ja nur einfach auf oder über die Stirn in der Mitte gehalten und dann nach rechts oder links bis zur Schläfe geführt – mit der Genauigkeit und Verlässlichkeit der gemessenen Werte aus?

Mein subjektiver Test

Analog dem Blutdruckmessgerät, siehe mein Bericht „Messgenauigkeit meines Withings Blutdruckmessgerätes“, wollte ich zuhause, subjektiv für mich herausbekommen, wie genau und richtig die Werte sind, die ich mit dem smarten Fieberthermometer messe.

Dabei muss man bei den Messungen mit dem Withings Thermo beachten, dass sich laut Bedienungsanleitung für korrekte Messungen, das Fieberthermometer und der Patient mindestens 10 Minuten in demselben Raum (aufgrund der umgebenden Raumtemperatur) aufhalten müssen, bevor gemessen wird. Erst dadurch wird laut Bedienungsanleitung sichergestellt, dass korrekte Werte ermittelt werden.

Dies entsprechend beachtend habe ich über mehrere Tage Messungen vorgenommen, bei denen ich dann die Werte zwischen einem Quecksilber-Thermometer aus der Apotheke und dem Withings Thermo bei gleichzeitiger Messung verglichen habe. Meine Erwartung: beide Fieberthermometer liefern nahezu gleiche Werte.

Ergebnisse

Bild 2: Grafik Testergebnisse
Noch einmal, es handelt sich um einen subjektiven, auf einer kleinen Stichprobe beruhenden Test! Dennoch ist das Ergebnis für mich überraschend und in Summe – schlecht!

Das Withings-Gerät zeigt (zumindest in meinem Fall) konstant eine um ein Grad höhere Temperatur als das normale Fieberthermometer an, siehe Bild 2. Rechnerisch eine Abweichung von 3% (bei einem Grad Abweichung von 37 Grad), aber gerade bei einem Bereich von 36 bis 40 Grad, um den es geht und auf den die Messwerte bei der Körpertemperatur mehr oder weniger beschränkt sind, ist das eine Ungenauigkeit, die mich die weitere Nutzung anzweifeln lässt.

„offizielle“ Testergebnisse

Testergebnisse von Instituten oder in Zeitschriften sind Mangelware. Ich habe insgesamt zwei Tests gefunden, in denen das Withings Thermo enthalten ist.

  1. In der Zeitschrift Android 4/2016 wird geschrieben „Nicht nur, dass dieses Messgerät binnen zwei Sekunden die Körpertemperatur präzise ermittelt, es vermag das auch lediglich über eine sanfte Berührung der Schläfe zu leisten“. Allerdings liegt der Schwerpunkt der Zetschrift Android nicht auf der Evaluierung der Genauigkeit von „medizinischen Produkten“ und ob Vergleichsmessungen mit anderen Fieberthermometern stattgefunden haben, um die Belastbarkeit der vom Thermo gelieferten Werte zu ermitteln, bleibt offen.
  2. Auch der Schwerpunkt der Zeitschrift SFT (Spiele Filme Technik), in deren Ausgabe 9/2016 über das smarte Fieberthermometer berichtet wird, liegt eher auf den technischen Funktionen von Geräten und nicht nicht auf der Genauigkeit. So heißt es auch im Bericht über das Withings Thmero „Diese Form der Temperaturmessung wird von Medizinern als recht unzuverlässig angesehen. Für eine schnelle Einschätzung reicht dies zwar, bei Fieberverdacht sollte man zur Sicherheit aber noch einmal rektal nachmessen.“

Insofern konnte ich keinen belastbaren Test zur Genauigkeit und Zuverlässigkeit der gemessenen Werte finden.

Fazit

Neben der Bequemlichkeit der Messung ist aus meiner Sicht einzig die Konstanz der Abweichung als „positiv“ zu bewerten. In nahezu allen Messungen konnte ich das Ergebnis des Quecksilber-Thermometers durch die Reduktion der vom Withings Thermo angezeigten Temperatur um ein Grad errechnen.

Aufgrund der einfachen Handhabbarkeit kann ich mir vorstellen, zukünftig mit dem Withings Thermo bei Bedarf schnell meine Körpertemperatur zu messen. Sollte das Thermo dann 38 Grad oder mehr anzeigen, würde ich eine weitere Messung mit dem Gerät aus der Apotheke machen, um meine „wirkliche“ Körpertemperatur zu ermitteln, zugegebenermaßen ein fragwürdiges Vorgehen.

In Summe finde ich die Genauigkeit vom Withings Thermo enttäuschend und werde mich einstweilen nicht darauf verlassen.

7 Kommentare

  1. Alexander

    Das sich die Werte bei einer kontaktlosen Messung (Withings) und dem klassischen Kontakt-Thermometer unterscheiden, ist kein Wunder und auch bekannt. Wo hast du denn mit dem klassischen Thermometer gemessen? Rektal? Im Mund?

    Man darf nicht erwarten, dass die Werte der Messungen im Po, im Mund und an der Stirn GLEICH sind.

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    • Joerg Schiemann

      Dass die Werte gleich sind, da stimme ich dir zu, kann und darf man nicht erwarten. Die Frage ist für mich, welche Unterschiede sind noch akzeptabel und ab wann hat das Messergebnis keine Aussagekraft mehr.

      Bei einem Spektrum von, sagen wir, grob 5 Grad zwischen 36 und 41 Grad ist eine Abweichung von 1 Grad natürlich schon recht groß. Und wie ich zumindest teilweise in „Einfache Temperaturmessung in Zeiten von Corona“ beschrieb, habe ich unterschiedliche Ergebnisse im Krankenhaus von über einem Grad gehabt (übrigens auch mehrfach bei zwei Messungen mit dem Stirnthermometer innerhalb von zwei, drei Minuten). Welchen Werte will man da glauben? Kein leichtes Thema, finde ich.

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      • STefan

        Ich stelle genau die selbe Probleme fest. Die Abweichung ist einfach enorm, cca. 1 Grad. Inakzeptabel.

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          • LaSSe

            Aber nochmal die Frage wo mit dem traditionellen Thermometer gemessen wurde? Das Withings gibt ja die rektal äquivalente Temperatur an.

          • Joerg Schiemann

            Tatsächlich kann ich das aktuell nicht mehr genau sagen, werde aber demnächst noch einmal ein paar Vergleichsmessungen vornehmen.

        • Reiner

          ….vor allem, wenn bei 3 Messungen hintereinander sich sich die Werte um 0,4 Grad unterscheiden.
          Der erste ist immer am höchsten, dann wird es von mal zu mal weniger

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