Miku – die Dialyse-App

Die App Miku – Dein Dialysebegleiter soll das Leben mit der Dialyse unterstützen und ist im Google Play und Apple App Store erhältlich. Positiv: Die Dialyse-App wird unter anderem vom Bundesverband Niere e.V. (BN) unterstützt, weitere Entwicklungspartner sind beispielsweise das Fraunhofer-Institut und der Fachverband nephrologischer Berufsgruppen (fnb). Das hat auch den Vorteil, dass Mitglieder beispielsweise vom Landesverband Niere Bayern e.V. (als Organisation des BN) die Premium-Version der App kostenlos nutzen können!

Die App gliedert sich über das Hauptmenü am unteren Ende des Bildschirms in drei verschiedene Blöcke: Therapie, Ernährung und Alltag (siehe beispielsweise die Menüzeile am Fußende von Bild 1).

Therapie

Unter dem Menüpunkt „Therapie“ sind zunächst unter der Überschrift „Meine Werte“ das Gewicht, der Blutdruck, Kalium- und Phospatwerte einzutragen, siehe Bild 1.

Beim Blutdruck kann neben den Blutdruckwerten, also Systole und Diastole, auch einerseits der gemessene Puls eingegeben werden. Andererseits kann – neben der Eingabe der konkreten Uhrzeit – definiert werden, wann der Wert gemessen wurde: „vor der Dialyse“, „nach der Dialyse“ oder „beliebiger Zeitpunkt“.

Auf dieselbe Weise kann auch beim Gewicht angegeben werden, wann der Wert gemessen wurde (was ja gerade für Dialysepatienten die wichtigste „Buchführung“ ist). Bei Kalium und Phospat ist dieses dagegen nicht möglich.

Schade, tatsächlich würde mir persönlich eine Auswertung helfen, bei der der Blutdruck „während der Dialyse“ im Vergleich zu „nicht während der Dialyse“ dargestellt und verglichen werden könnte. Aber das geht nicht – es gibt lediglich vor oder nach der Dialyse.

Dialyse-App Bild 1
Bild 1: Start- und Hauptbildschirm
Dialyse-App Bild 2
Bild 2: Graphische Darstellung Messwerte
Dialyse-App Bild 3
Bild 3: Abweichung in der Grafik
Auch kann man in der Grafik der Messwerte nicht unterscheiden, welche Messpunkte „vor der Dialyse“ und welche „nach der Dialyse“ erfasst wurden, siehe Bild 2. Das könnte man, denke ich, durch Verwendung verschiedener Farben leicht ermöglichen. Momentan muss man die einzelnen Messpunkt anklicken und bekommt dann neben den konkreten Werten unten den entsprechenden Zeitpunkt angezeigt (siehe auch Bild 2). Oder man interpretiert den leichten zeitlichen Versatz in der Grafik als einmal „vor der Dialyse“ und einmal „nach der Dialyse“ – meist zutreffend, aber dafür bräuchte man dann nicht die explizite Eingabe und könnte sich diese sparen.

Prinzipiell gut finde ich die Möglichkeit, sich Messwerte in einer Grafik (auf der Basis Tage, Wochen oder Monate) ausgeben zu lassen. Merkwürdig: Die eingegebenen Werte werden in der Grafik aber leicht anders dargestellt, als der korrekt eingegebene Wert (ohne dass sich mir der Sinn erschließt). In Bild 3 kann man beispielsweise unter der Grafik lesen, dass der eingegebene Kalium-Wert 4,7 mol/l beträgt. Schaut man aber den entsprechenden Eintrag in der Grafik oben an, so ist dieser in etwa bei 4,65 (also ungefähr in der Mitte zwischen 4,6 und 4,7) zu finden und damit nicht korrekt.

Gut gefällt mir in jedem Fall auch, dass es neben dem Reiter „Messungen“, in dem die grafischen Messwertdarstellungen ausgegeben werden, in einem Reiter „Infos“ (in grauer Schrift in Bild 2 und 3 zu finden) jeweils Erklärungen zum Messwert und der Bedeutung der Werte gibt.

Eingegebene Werte können auch nachträglich geändert werden. Aber Achtung: Wenn einmal ein Eintrag mit einem Datum gespeichert wurde, scheint man zwar das Datum über „Eintrag bearbeiten“ ändern zu können. Aber beim Speichern wird nicht das neue, geänderte Datum übernommen, sondern es bleibt weiterhin das ursprüngliche Datum bei diesem Eintrag bestehen. So bleibt dem Nutzer dann nur den falschen Eintrag zu löschen und einen neuen Eintrag einzugeben.

Unter dem Messwerte-Block findet man noch unter der Überschrift „Alles rund um die Dialyse“ (siehe Bild 1 unten) einen Wissensteil mit zahlreichen Artikeln. Anders als die Überschrift vermuten lässt, sind aber auch einige Artikel beispielsweise zu Transplantationen enthalten.

Alltag

Während im oberen beschriebenen Informationsteil unter „Therapie“ medizinische Informationen rund um die Dialyse und Transplantation zu finden sind, gibt es im Hauptmenüpunkt „Alltag“ hilfreiche Informationen für Patienten, wie der Name schon sagt, im Alltag.

Drei große inhaltliche Themenblöcke sind dabei durch Überschriften voneinander getrennt: Reisen & Dialyse, Alltagstipps sowie Sexualität. Gut gefällt mir, dass bei allen Artikeln sowohl die ungefähre Lesedauer in Minuten unter der Überschrift angegeben ist, also auch ob, beziehungsweise dass der jeweilige Artikel „medizinisch validiert“ ist.

Inhaltlich beschäftigen sich die Artikel aktuell allerdings eigentlich nur mit den beiden Themen Reisen und Sexualität, da sich unter der Überschrift „Alltagstipps“ momentan nur vier Artikel auch wieder zum Thema Verreisen als Dialysepatient befinden.

Gut gefällt mir, dass in der Premiumversion unter Urlaubsplanung bei „Reisen & Dialyse“ die Möglichkeit weltweit Dialysestationen zu finden besteht. Das klappt auch gut – ich habe einmal meine im letzten Südafrika-Urlaub besuchten Dialyse-Stationen auf der Karte der Dialyse-App Miku gesucht und gefunden.

Was allerdings nicht klappte: Mit den Icons unterhalb der Karte soll man auf die Webseite der Station gelangen und die E-Mail-Adresse zur Kontaktaufnahme erhalten. Das funktionierte bei keiner der verschiedenen südafrikanischen Dialysestationen, dabei hätte aus meiner Sicht ein einziger Link auf die Webseite von Fresenius Nephrocare ausgereicht. Andererseits: Der wichtige Schritt ist eine Dialysestation mit Namen auf der Landkarte zu finden und die weitere Recherche zur Kontaktaufnahme kann dann ja jeder Nutzer selber im Internet vornehmen.

Ernährung

Auch hier gibt es verschiedene wissenswerte Artikel und Informationen, bei denen selbst ich – als langjähriger Patient mit einer chronischen Nierenerkrankung – noch etwas gelernt habe! Hut ab.

Klasse finde ich, dass man nicht nur die Nährstoffe von zahlreichen Nahrungsmitteln in der Dialyse-App Miku nachsehen, sondern auch detailliert Tagebuch über die Nahrungsaufnahme führen kann. Dazu werden dann im Ernährungstagebuch auch die aktuellen Anteile an den täglichen Werten für Kalium, Phosphat, Natrium, Proteine, Kalorien und Wasser angezeigt.

Die Darstellung über die verschiedenen Mahlzeiten gefällt mir, siehe Bild 4. Für mehr Details kann man auf die jeweilige Mahlzeit tippen. Aber kleiner Nachteil: Man sieht, was man für die Mahlzeit eingegeben hat (zum Beispiel „Brötchen mit Butter und Marmelade, 140g“, siehe Bild 5), muss aber wissen, dass die angegebene Grammzahl (140g) sich aus zwei Brötchen à 70g errechnet. Die eingegebene Brötchenanzahl selber findet man nicht mehr im Eintrag – aber wer sagt schon, „ich habe heute morgen 140g Brötchen mit Marmelade gegessen“.
Dialyse-App Bild 4
Bild 4: Ernährungsseite
Dialyse-App Bild 5
Bild 5: Mahlzeit Frühstück
Dialyse-App Bild 6
Bild 6: Nährwerte
Nicht ganz klar – zumindest nicht erklärt – ist die Bedeutung der je Mahlzeit dargestellten Ziffern (Frühstück 5 und Snacks 2, siehe Bild 4). Ich vermute, dass das die Phosphatpunkte der jeweiligen Mahlzeit sind. Allerdings wohl mit verunsichernder Rundung, denn für denselben Tag wird in der Auflistung weiter unten als Gesamtanzahl der Phosphatpunkte 6 (und nicht die einfache Summe 7) angegeben, siehe Bild 6.
Gut: Es werden zwar, wenn der Nutzer nichts unternimmt, die Standardwerte für die Tagesrationen von Kalium, Phosphat, Natrium, Proteinen, Energie / kcal und Wasser zur Bewertung der an den Tagen aufgenommenen Nährwerte verwendet, siehe auch Bild 6, aber unter „Alltag“ gibt es oben rechts ein Zahnrad, mit dem unter anderem über den Aufruf des Menüpunktes „Tagesrichtwerte“ diese Daten individuell angepasst werden können.

Auch als Trinktagebuch kann Miku halbwegs verwendet werden. So kann auch für die Mahlzeiten oder zwischendurch über den Eintrag „Snacks“ eingegeben werden, wie viel man getrunken hat. Hilfreich dabei, dass zwar standardmäßig für Wasser ein Glas (200g) angegeben ist, dies aber nach Bedarf vom Nutzer korrigiert / angepasst werden kann. Ein wenig umständlich ist die Eingabe aus meiner Sicht trotzdem – mit einer einfacheren, direkten Trinkmengeneingabe-Möglichkeit könnte man dem Nutzer es erleichtern.

Auch gibt es unzählige Rezepte mit farbigen Bildern der Mahlzeiten in dieser Kategorie (ohne Abbildung). Allerdings sollte man nicht glauben, dass alles, für was es ein Rezept gibt, bedenkenlos von einem Dialysepatienten gegessen werden kann. So ist, um nur ein Beispiel zu nennen, ein Rezept für Lachs mit Zitronen-Kräuter-Kruste enthalten, dass 86% des täglichen Standard-Kaliumbedarfs und 63% des täglichen Standard-Phosphatbedarfs enthält! Viel mehr Kaliumaufnahme ist nach dem Genuß dieses Essens also nicht erlaubt.

Es wird dann auch in der Übersicht ein Überschreiten der Tagesrichtwerte farblich (in orange) dargestellt. Eine Bewertung der einzelnen Rezepte, zum Beispiel in Bezug auf den Kaliumgehalt o.ä., ist allerdings nicht enthalten.

Mein Fazit

In Summe ist die Dialyse-App Miku eine gute App, die in verschiedenen Bereich dem Patienten helfen kann. Der Bereich Ernährung und auch das Thema Reisen werden beispielsweise sehr gut abgedeckt.

Der Statistikbereich verschiedener, für den Dialyse-Patienten wichtiger Werte, kann aus meiner Sicht aber noch ausgebaut und verbessert werden.

Verwendete Apps und Versionen

Folgende Versionen habe ich für diesen Bericht verwendet:
Miku – Dein Dialysebegleiter auf dem iPhone, Version 2.3.0

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