Mit AppCheck gibt es eine Informations- und Bewertungsplattform für Gesundheits-Apps, die vom Gesundheitsministerium von Nordrhein-Westfalen gefördert wird. Sie fokussiert sich auf Apps zur Hilfe und Unterstützung bei den Krankheiten Diabetes, Asthma, Demenz und der Koronaren Herzkrankheit (KHK). Dabei sind – es handelt sich ja hier um chronische Leiden – teilweise auch Apps zur Erinnerung an die Einnahme von Medikamenten enthalten.

Suche nach Apps

Wenn man nach einer bestimmten App suchen will, um deren Bewertung einzusehen, kann man das Suchfeld oben auf der Startseite von AppCheck benutzen. Gut: es gibt ein hilfreiches Suchfeld mit verschiedenen Eingabemöglichkeiten, das sich öffnet, wenn man rechts neben dem einfachen Suchfeld auf „Erweiterte Suche“ klickt. Ein wenig verwirrend dabei: Wenn man die Auswahl „ich suche nach“ öffnet, dann erscheinen 16 Krankheitsbilder zur Auswahl – allerdings erscheint nicht Asthma (eines der vier in der Menüleiste explizit erwähnten Leiden). Dafür gibt es beispielsweise zusätzlich Schwerhörigkeit, Osteoporose, Herz-Kreislaufprobleme oder Übergewicht. 16 Krankheitsbilder sind überschaubar, insofern ist es noch in Ordnung, dass die Aufzählung nicht konsequent alphabetisch erfolgt, sondern man sie durchblöttern muss, um einen Überblick zu bekommen.

Gut finde ich ebenfalls die weiteren aufgenommenen Merkmale, die für eine Suche verwendet werden können:

  • Allgemein: Handy-Betriebssystem, Preis, Nutzergruppe (Medizinisches Personal, Patient, Angehöriger), Ich suche nach (Krankheitsbild), Ich bin interessiert an (Medizinische Fachdisziplin), Ich bin tätig als (mehr Auswahl als Nutzergruppe – inhaltlich schwer zu verstehen, was der Unterschied zwischen beiden ist), Ich nutze die App für (zum Beispiel Erinnerungsfunktion, Dokumentation).
  • Patientensicherheit: zwei Eingaben sind möglich: Medizinprodukt ja/nein und Klasse des Medizinproduktes
  • Datenschutz: gewünschte Einschränkungen wie zum Beispiel Registrierung notwendig, Datenübermittlung in Nicht-EU-Länder
  • erweiterte Angaben: zahlreiche weitere Eingaben wie zum Beispiel Impressum, Werbefinanziert können ausgewählt werden

Umfang der enthaltenen Apps

Verschafft man sich mit dem Menüpunkt „Apps zu den Themen“ einen Überblick über die auf der Plattform enthaltenen Apps, so sind für Diabetes 16 Apps, für Asthma 4 Apps, für Demenz 31 Apps und für KHK 4 Apps auf der Plattform enthalten (Stand November 2016). Einige der Apps sind korrekterweise mehrfach enthalten, so tauchen zum Beispiel AMBOSS und Arznei aktuell in allen vier Kategorien auf. Andere Apps wie zum Beispiel Medisafe tauchen nur in einer Kategorie auf (Demenz), obwohl als Erinnerungsfunktions zur Einnahme von Medikamenten eine Einordnung in mehrere Kategorien vertret- oder erwartbar wäre.

Es können auch Apps gefunden werden – Beispiel C&S Pflegegrad bei der Suche nach „Übergewicht“ -, die keiner der vier (Fokus-) Krankheiten zugeordnet sind und auch nicht ohne Registrierung auf der Plattform angezeigt werden können.

Im Vergleich mit HealthOn, über das ich ja auch berichtete (Teil 1 und Teil 2), gibt es folgende Ergebnisse bei der Suche nach meinen auf dieser Webseite favorisierten Apps auf AppCheck:

  • Central Krankenkassen-App: diese App ist nicht enthalten, im aktuellen Zustand sind keine Krankenkassen-Apps auf der Plattform bewertet
  • Medisafe: die amerikanische App zur Erinnerung und Dokumentation von Medikamenteneinnahmen ist enthalten auf AppCheck
  • MyTherapy: die – funktional zu Medisafe sehr ähnliche – deutsche App zur Erinnerung und Dokumentation von Medikamenteneinnahmen ist nicht enthalten
  • Withings HealthMate: diese App ist ebenfalls nicht enthalten

Die Anzahl der enthaltenen Apps ist insgesamt noch überschaubar (Stand November 2016). Bei der Suche nach „Übergewicht“ finden sich gerade einmal zwei, bei Herz-Kreislaufproblemen acht Apps. Gleichwohl Medisafe in der Datenbank enthalten ist und für an KHK erkrankte Personen hilfreich sein kann (es müssen ja wahrscheinlich regelmäßig Blutdruck-senkende Mittel genommen werden), wird diese App bei KHK beispielsweise nicht als Treffer aufgeführt.




Detailseite zu einer App

Schön: es sind Screenshots der jeweiligen App enthalten, sodass man schnell einen Eindruck von der Nutzung bekommt. Als Beschreibung, was die App macht, dient zusammenfassend in der Regel ein Satz, so heißt es bei Medisafe „die App leistet eine Erinnerungsfunktion zur Einnahme an Medikamenten“. Das scheint recht dürftig zu sein und könnte zumindest noch die – aus meiner Sicht wichtige – Dokumentationsfunktion enthalten. Allerdings ist damit das Kerngebiet der Nutzung treffend beschrieben.

Appcheck konzentriert sich auf die Bewertung und Darstellung der Kriterien Benutzerfreundlichkeit, Datenschutz und Transparenz, weniger den Funktionsumfang. Mit Hilfe der Plattform werden dem Nutzer Informationen an die Hand gegeben (im wesentlichen die Risiken), um die jeweiligen App für sich zu bewerten. In der Selbstdarstellung wird von der ZTG auch von der Bewertung des Mehrwertes gesprochen, aber ich persönlich würde darunter dann die Funktionalität der App verstehen, also was ich alles mit der App machen kann. Dieser Aspekt kommt mir für eine solche Aussage aber zu kurz.

Es gibt vier Kategorien je App, zu denen Informationen angegeben sind. Gut gefällt mir, dass dieses dieselben Kategorien sind, nach denen in der erweiterten Suchmaske Eingaben zur Suche gemacht werden können (zu den Inhalten siehe weiter oben):

  • Allgemeine Angaben
  • Patientensicherheit
  • Datenschutz
  • Erweiterte Angaben

Erstaunlicherweise wird nicht die Sprache der App bewertet – während es Medisafe aktuell nur in englisch gibt und das auch auf den Screenshots dargestellt wird, ist MyTherapy, welches in deutscher Sprache, von einer deutschen Firma, Smartpatient, entwickelt und in Forschungsprojekten mit der Charité in Berlin verwendet wird, nicht enthalten. Aus meiner Sicht ist gerade für ältere Menschen die Sprache jedoch ein Aspekt, der die Hemmschwelle zur Nutzung ganz wesentlich beeinflußt.

Weitere, zusätzliche Apps zur Aufnahme in AppCheck können von den Nutzern vorgeschlagen, aber nicht selber eingegeben werden. Damit kann sichergestellt werden, dass der gleiche Bewertungsmaßstab für Einträge an Apps gegeben ist. Eine Berücksichtigung der Dynamik in den AppStores ist damit schwerlich abzudecken, da hier mit der ZTG eine zentrale Instanz als Engpass wirken kann.

Das ZTG – der Betreiber

Die Plattform wird betrieben vom ZTG (Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH), einem sogenannten Kompetenzentrum, das die Koordination der Landesinitiative eGesundheit.nrw innehat und seit mehr als 10 Jahren das Potenzial von IT-Innovationen für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung prüft.

Das kommunizierte Ziel ist eine Qualitäts- und Bewertungsplattform für gesundheitsbezogene Apps aufzubauen. Neben dem bereits heute schon umfangreichen Angebot an Apps für Demenz, wird die Anzahl der Apps zur Unterstützung bei Diabetes vermutlich stark steigen, nachdem die ZTG kürzlich eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und der Diabetes-Selbsthilfe angekündigt hat. Dabei wird die ZTG die technischen Aspekte der App untersuchen und bewerten, die medizinischen Fachgesellschaften (inklusive der Selbsthilfe) den medizinischen Nutzen und die Nutzerfreundlichkeit.

Gesamtfazit

Das Ziel von AppCheck ist es, dem (potenziellen) Benutzer einer App Informationen an die Hand zu geben, mit Hilfe derer er entscheiden kann, ob er einer App vertraut, sie ihm hilft und welche Risiken mit der Nutzung einhergehen. Dabei steht die Funktionalität beziehungsweise insbesondere die mögliche Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten nicht im Vordergrund. Zur Suche nach passenden Apps wird weiterhin der natürlich Weg in den App Store des jeweiligen Anbieters, Google oder Apple, sein und erst anschließend dann eine Prüfung mit Hilfe von AppCheck auf Sicherheitsaspekte stattfinden.

Aus meiner Sicht ist es eine wichtige Funktion, die AppCheck (ähnlich wie HealthOn ) hier übernimmt – aber durch die Anzahl der auf der Plattform enthaltenen Apps und die kurze Beschreibung der Funktionalitäten wird es vorerst unwahrscheinlich sein, dass Nutzer die „passende App“ auf der Plattform suchen und finden. Dazu gibt es zuviele andere und gegebenenfalls besser passende Apps in den App Stores, die hier noch nicht getestet sind. Sollten sich allerdings mit der Anzahl der auf der Plattform enthaltenen Apps ein bestimmtes Thema (heute am ehesten Demenz oder zukünftig eventuell Diabetes) nahezu komplett abdecken lasssen, dann sind spezialiierte Plattform wie AppCheck sicher erste Priorität für die Suche nach passenden Apps.

Ferner muss beobachtet werden, wie die Aktualität der getesteten Apps sich auf AppCheck entwickelt – für Medisafe beispielsweise ist die getestete Version (Stand April, Version 4.2.4) auch schon wieder veraltet. Es ist eine große Herausforderung für die Plattformbetreiber immer aktuell zu bleiben. Nach meiner Meinung muss auch nicht jede kleine Änderung, die zu einer neuen Version führt, gleich einen neuen Test nach sich ziehen. Aktuell (Stand November 2016) ist aber die Version 5.1.6 (vom 11.11.2016) im AppStore erhältlich und ein Sprung in der vordersten Versionsnummer (in diesem Fall von 4 auf 5) sollte zumindest einen Nachtest nach sich ziehen.

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